Die Textilbranche im Wandel, 1. Teil

Die Textilbranche im Wandel, 1. Teil

Die deutsche Textil- und Modeindustrie steckt in einem andauernden Verwandlungsprozess. Die Branche sucht ihren Platz in einem weltweiten Wettbewerb, der sich immer schneller verändert. Doch Flexibilität und innovative Lösungen bieten das Potenzial, um sich erfolgreich zu positionieren.

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Die Textilbranche im Wandel, 1. Teil

Die Branche in Zahlen

Die deutsche Textil- und Modeindustrie spielt als Wirtschaftsfaktor eine wichtige Rolle. Das betrifft in erster Linie den Konsum. Das Siegel „Made in Germany“ steht auch in dieser Branche für Qualität und genießt internationales Ansehen.

Deutschland ist für einen vielfältigen Bekleidungsmarkt bekannt, der sowohl traditionelle Mode als auch moderne Designs bereithält. Doch damit das so bleibt, muss die Branche eigene Lösungen für die Herausforderungen der Globalisierung finden.

Was die Umsätze mit Bekleidung angeht, ist der Trend durchaus erfreulich. Im Jahr 2024 liegt der Marktumsatz bei rund 68,2 Milliarden Euro. Laut Prognosen soll das Marktvolumen bis zum Jahr 2029 auf knapp 72 Milliarden Euro steigen. Das wäre ein jährliches Umsatzwachstum von 1,07 Prozent.

Mit den Branchenumsätzen erhöhen sich auch die durchschnittlichen Ausgaben, die die Deutschen in Mode investieren. So beträgt der Durchschnittsumsatz pro Kopf im Jahr 2024 rund 820 Euro.

Den größten Anteil an den Umsätzen hat noch immer die Damenbekleidung. Mit einem Wert von 38,14 Milliarden Euro macht sie mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Hosen, Pullover und T-Shirts gehören dabei zu den umsatzstärksten Artikeln.

Mit rund 122.000 Mitarbeitern ist die deutsche Textil- und Modeindustrie nach der Nahrungsmittelindustrie die zweitgrößte Branche im Bereich der Konsumgüterproduktion.

Dabei ist der Industriezweig von kleineren und mittleren Unternehmen geprägt. Zusammen mit den ausländischen Niederlassungen sind es etwa 1.400 Stück.

In der Bekleidungsindustrie liegt Deutschland nach Umsätzen im europäischen Vergleich auf dem zweiten Platz, hinter Italien und vor Frankreich. Ähnlich sieht es in der Textilindustrie aus, die im europäischen Vergleich umsatzmäßig ebenfalls den zweiten Platz belegt.

Ein großer Teil der Umsätze stammt aus dem Export von Textilprodukten. Gleichzeitig ist die Textilindustrie ein wichtiger Zulieferer für verschiedene andere Branchen.

Marktanteil der bekelidungssegmente in Deutschland

Die Textilbranche zwischen Wandel und Wachstum

So wie sich die Mode ständig verändert, unterliegt auch die Branche einem stetigen Wandel. Um Produkte liefern zu können, die marktrelevant und wettbewerbsfähig sind, müssen die Anforderungen, die Produktionsprozesse und die Vertriebswege laufend angepasst werden.

Dabei haben sich in jüngerer Vergangenheit in diesem Zusammenhang verschiedene Bereiche als Impulsgeber und Absatzmöglichkeiten für die Branche herauskristallisiert:

Fitness, Wellness und Gesundheit

Schon in den 1980er-Jahren spielte der Fitness-Trend eine große Rolle. Damals sollten innovative Materialien die Brücke zwischen funktionaler Sportbekleidung und einem attraktiven Freizeitlook schlagen.

Doch heute sind Themen wie Fitness und Wellness noch einmal auf einem deutlichen höheren Level.

Der Wunsch nach einer gesunden und bewussten Lebensführung lässt den Fitness- und Wellness-Markt stetig wachsen.

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Gestiegene Anforderungen an die Stoffe, die sich gut anfühlen, Schweiß zuverlässig abtransportieren oder durch eine antibakterielle Wirkung der Geruchsentwicklung vorbeugen, in Kombination mit Alltagstauglichkeit sind entscheidende Treiber für neue Produkte.

Intelligente Bekleidung

Zunehmend komplexer zusammengesetzte Textilien schaffen die Grundlage für smarte Bekleidungssysteme. Konnektivität hat in viele Bereiche des alltäglichen Lebens Einzug gehalten. Bei der lückenlosen Vernetzung im Internet of Things sind intelligente Textilien deshalb der nächste logische Schritt.

Auch hier sind Sport und Freizeit wichtige Märkte. In die Kleidungsstücke können zum Beispiel Funktionen integriert werden, die die Körperaktivitäten überwachen oder einfach nur für Unterhaltung sorgen.

Aber den Einsatzmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Auch in der Medizin beispielsweise könnten smarte Textilien in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Industrielle Maßkonfektionen

Bislang galt es als große Herausforderung, den Wunsch der Kund:innen nach individuellen, personalisierten Produkten mit der Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Produktion unter einen Hut zu bekommen.

Doch der technische Fortschritt könnte hier in absehbarer Zeit die Lösung bringen.

Eine Schlüsselrolle könnten 3-D-Bodyscanner spielen. Sie bieten die Möglichkeit, Körpermaße schnell und einfach zu erfassen und in geeignete Schnittmuster am Computer zu übertragen.

Bei Basics wird es zwar vorerst wohl bei der herkömmlichen Fertigung in großen Stückzahlen bleiben. Doch im Bereich der maßgeschneiderten Mode besteht für solche Methoden ein Markt.

Forschungsfelder

Wie jeder andere Industriezweig unterliegt die Textil- und Bekleidungsindustrie einem Wandel. Dabei geht es nicht nur um neue Materialien oder moderne Produktionsverfahren. Vielmehr kommen hier viele verschiedene Aspekte zum Tragen.

Innovationen in der Textil- und Bekleidungsindustrie

Zu den wichtigsten Handlungsfeldern für die Textilforschung gehören diese:

  • Produktion und Logistik: In diesem Bereich hat die Nachhaltigkeit eine Schlüsselfunktion. Denn die Nachfrage nach umwelt- und ressourcenschonenden Produkten steigt. Gleichzeitig lohnen sich nachhaltige Wertschöpfungsketten mit kurzen Wegen auch für die Unternehmen. Die Dokumentation der Produktionsabläufe, die Entwicklung umweltfreundlicher Produkte, die Optimierung der Fertigungsverfahren oder textile Verpackungen als Ersatz für Plastik sind Beispiele für Ansatzpunkte.
  • Bekleidung: Ökologisch produzierte, smarte Textilien, die Naturfasern mit biochemisch hergestellten Fasern verknüpfen, eröffnen neue Möglichkeiten für Bekleidung mit Zusatznutzen. Funktionale Kleidung, die mit Sensoren ausgerüstet, als motorisches Hilfsmittel eingesetzt oder für die Energieerzeugung ausgelegt ist, könnte zum Beispiel den Arbeitsschutz verbessern. Durch eine Individualisierung wiederum könnten Textilien gezielt an die speziellen Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden.
  • Wohnen: Auch im Bereich Wohnen knüpfen Textilien an das Smart Home an. Die Palette reicht von selbstreinigenden Heimtextilien bis hin zu textilen Oberflächen, die Tageslicht simulieren oder auf Wunsch die Farbe wechseln. Daneben können smarte Textilien Assistenzsysteme ergänzen oder das Raumklima verbessern und gleichzeitig beim Energiesparen helfen.
  • Gesundheit: Die Medizin bietet verschiedene Anwendungsbereiche für Textilien. Ein von Sensoren unterstütztes Monitoring von Patient:innen, Assistenzsysteme für Senioren oder eine Medikation mithilfe textiler Trägerstoffe sind ein paar Beispiele. Aber auch in der Zell- und Organzüchtung werden textile Gewebe erforscht, die als Implantate Muskeln, Bänder und Sehnen ersetzen könnten.
  • Energie: In diesem Themenfeld geht es vorrangig darum, welche Rolle Textilien bei der künftigen Energieerzeugung spielen können. Denkbar sind zum Beispiel textile Trägerstoffe mit Fäden, die die Eigenschaften von Solarzellen haben. Solche Textilien könnten dank ihrer Beschaffenheit überall dort angebracht werden, wo die Sonneneinstrahlung stark genug ist. Auch faserbasierte Strömungssegel in Gezeitenkraftwerken könnten eine Möglichkeit sein. Der wachsende Innovationsdruck ist zwar eine Herausforderung, eröffnet der Textilindustrie aber genauso die Gelegenheit, komplett neue Märkte zu erschließen.
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Die Textilbranche im Wandel, 1. Teil (1)

Beim Wandel der Textilbranche sind das Wachstum, der Vertrieb und der Konsum weitere wichtige Themen. Damit geht es im 2. Teil weiter.

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Peter Siegmund, - Druckermeister, Martin Blechmann, - Medientechnologe Druckverarbeitung, Ella Bitzobski, - Mediengestalterin Digital und Print, Youtuberin Sevilart (Bastel-Dekovideos) sowie Ferya & Christian Gülcan, Künstler (Malerei), Inhaber von Medienagenturen (inkl. Grafikdesign & Print) Redakteur/in und Betreiber/in dieser Webseite schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Ratgeber und Anleitungen zu Drucktechniken, Dekos, Basteln, Kunst, Design, Maltechniken und Druckverfahren.

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