Die Textilbranche im Wandel, 2. Teil
Die deutsche Textil- und Modeindustrie durchläuft einen stetigen Prozess des Wandels. In einem weltweiten Wettbewerb, der immer schnelleren Änderungen unterliegt, werden Flexibilität und Innovation zu Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Positionierung. In einem ausführlichen Beitrag beleuchten wir den Wandel der Textilbranche unter verschiedenen Gesichtspunkten.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Das Wachstum der Branche
Obwohl die Textil- und Modeindustrie eine hohe Wertschöpfung verspricht, haben die internationale Konkurrenz und Veränderungen im Verhalten der Verbraucher zur Folge, dass sich die bisherigen Wachstumsmärkte verschieben.
Um weiterhin zukunftsfähig zu bleiben, führt an einem Umdenken deshalb kein Weg vorbei.
Experten gehen davon aus, dass die Branche insgesamt etwas langsamer wachsen wird. Nur in zwei Segmenten ist mit einem überdurchschnittlichen Wachstum zu rechnen. Das ist zum einen das sogenannte Value-Segment.
Denn die Nachfrage nach Mode, die hochwertig und zugleich preisbewusst ist, bleibt hoch. Zum anderen kommen dem Luxussegment zwei Entwicklungen zugute, nämlich einerseits die weltweite Lust am Reisen und andererseits die stark wachsenden Märkte in Asien, die sich zunehmend für westliche Luxusmode begeistern.
Grundsätzlich sollten alle Unternehmen der Mode- und Textilbranche damit rechnen, dass sich die Marktlage in Zukunft deutlich verändern könnte.
Das betrifft vor allem drei Aspekte:
- In der globalen Perspektive werden die strategischen Planungen dadurch bestimmt, dass ein verlangsamtes oder gar rückläufiges Wirtschaftswachstum erwartet wird und es notwendig wird, sich darauf einzustellen, dass die internationalen Wertschöpfungsketten ausgebremst werden. Auch die Ambitionen Indiens als einem der größten Konkurrenzmärkte sollten beachtet werden.
- Änderungen im Verbraucherverhalten machen sich auf verschiedene Arten bemerkbar. So bleibt Mode länger in Gebrauch, weil die Textilien repariert oder aufbereitet werden. Die Nachhaltigkeit wird zu einem zentralen Thema. Zudem erwarten immer mehr Verbraucher Transparenz und soziales Engagement. Ein weiterer Aspekt ist, dass der Zeitraum zwischen der Suche nach einem Produkt und dem Kauf im digitalen und mobilen Zeitalter immer kürzer sein muss.
- Auch die Branche selbst beeinflusst die Marktlage. Große, namhafte Traditionsmarken müssen sich auf Konkurrenz durch kleine, aufstrebende Labels einstellen. Markentreue ist kein Garant mehr für langfristigen Erfolg. Gleichzeitig könnten Unternehmen, die sich auf innovative Technologien für individuelle und maßgeschneiderte Produktionsverfahren spezialisiert haben, zu einer echten Konkurrenz werden.
Der Vertrieb in der Textilbranche
Anpassungen gibt es in der Mode- und Textilbranche auf allen Ebenen. Wechselnde Designs und neue Trends sind nur der offensichtliche Teil. Die meisten Änderungsprozesse laufen im Hintergrund ab.
Ein maßgeblicher Faktor für die Branche ist das Kaufverhalten. Die Unternehmen bemerken insbesondere eine zunehmende Schnelllebigkeit. So treffen Kunden ihre Kaufentscheidungen zum Beispiel schneller und wechseln auch in kürzeren Abständen die Marken.
Für langfristigen Erfolg ist deshalb wichtig, dass Unternehmen möglichst zeitnah auf Kundenwünsche reagieren und diese bedienen können. Verbraucher sind immer seltener bereit, lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen.
Ein wichtiger Lösungsansatz an dieser Stelle ist die Optimierung der Go-to-Market-Prozesse.
Es geht unter anderem darum, den Zeitraum zwischen dem Entwurf einer neuen Kollektion und der Markteinführung so kurz wie möglich zu halten. Eine Untersuchung in der Modeindustrie ergab, dass es im Durchschnitt 44 Wochen dauert, wenn Unternehmen ihre Textilien über den Großhandel auf den Markt bringen.
Im Unterschied dazu erreichen kleinere Hersteller, die den Umweg über den Großhandel nicht nehmen, die Geschäfte schon nach 28 Wochen. So können sie sich einen Vorteil im Wettbewerb um Kunden sichern.
Auch die Frage nach den Vertriebskanälen, die die Kunden am besten erreichen und zufriedenstellen, spielt eine Rolle. Vor allem auf die richtige Gewichtung zwischen Online-Handel und stationärem Einzelhandel dürfte es ankommen.
Denn obwohl der E-Commerce seit Jahren stetig wächst, hat der klassische Offline-Einkauf in allen Altersgruppen nach wie vor einen hohen Stellenwert.
Die Zukunft wird deshalb vermutlich in einem Omnichannel-Einkaufserlebnis liegen, das digitale und analoge Dienste miteinander verschmelzen lässt.
Das aus unternehmerischer Sicht notwendige Tempo bei den Go-to-Market-Prozessen beeinflusst auch die Produktion. Um lange Lieferzeiten zu vermeiden, aber auch auf steigende Löhne in Asien zu reagieren, kehrt die Produktion tendenziell nach Europa zurück.
Als weiteren Pluspunkt bringen die kürzeren Transportwege mit sich, dass die Unternehmen auf diese Weise einen Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften leisten.
Allerdings müssen dann auch in Europa faire Arbeitsbedingungen gewährleistet sein.
Der Konsum in der Textilbranche
Der Wandel in der Mode- und Textilbranche wird zu einem großen Teil von den Verbrauchern bestimmt.
Denn sie kaufen nicht nur die Produkte, die ihnen die Mode- und Textilindustrie präsentiert, sondern nehmen durch ihr Konsumverhalten maßgeblichen Einfluss auf die Ausrichtung der Hersteller und Unternehmen.
Interessant ist, dass zwar bewusster konsumiert wird, aber trotzdem oft weit mehr gekauft wird als eigentlich notwendig. Dabei legen Verbraucher Wert auf das Aussehen, den Preis, die Qualität und die Haltbarkeit.
Für eine gute Qualität und lange Haltbarkeit sind Verbraucher dann auch durchaus bereit, mehr Geld auszugeben. Vor allem bei Produkten, die lange genutzt werden sollen, achten sie von Anfang an auf eine ordentliche Verarbeitung.
Die Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Ihre Bedeutung als Kaufkriterium steigt zwar mit zunehmendem Alter und der Bereitschaft zu höheren Ausgaben.
Aber auch unter jüngeren Konsumenten gibt es den Trend, mehr auf fair produzierte und umweltfreundliche Textilien zu setzen. Gleichzeitig lassen sich vor allem jüngere Käufer oft von Influencern in den sozialen Medien beeinflussen.
Deren Kaufempfehlungen kommen genauso gut an wie Tipps aus dem Freundeskreis oder von der Familie. Erfolgreich ist das Geschäftsmodell mit Influencern allerdings nur so lange, wie diese glaubwürdig wirken.
Arbeitet ein Influencer eng mit einem Unternehmen zusammen, verliert er dadurch häufig an Authentizität und sein Einfluss auf die Zielgruppen sinkt.
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Thema: Die Textilbranche im Wandel, 2. Teil
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