Die verschiedenen Lederarten in der Übersicht
Leder ist ein sehr robustes und strapazierfähiges Material, das sich zudem äußerst vielseitig verwendet lässt. Der Mensch erkannte die Vorzüge dieses Naturmaterials schon recht früh und so gehört Leder zusammen mit Stein, Holz und Wolle zu den ältesten Materialien, die er nutzt.
Aus der geerbten Tierhaut können die verschiedensten Gegenstände angefertigt werden, von Kleidung, Schuhen und Taschen über Sportgeräte und Möbel bis hin zu dekorativen Wandbildern, Skulpturen und edlen Bucheinbänden.
Die verschiedenen Lederarten in der Übersicht
Leder wird aus der obersten Schicht der sogenannten Lederhaut hergestellt. Diese Hautschicht heißt Narbenhaut. Die Narbenhaut weist ein charakteristisches Bild aus Poren auf. Die Poren wiederum, in denen zuvor die Haare steckten, sind zuständig für das natürliche Narbenbild des Leders. Wenn dieses Narbenbild beim Gerben erhalten bleibt, gehört das Leder in die Gruppe der Narbenleder. Das Gegenstück zum Narbenleder ist das Rauleder.
Bei der Herstellung von Rauleder wird die Oberfläche mechanisch angeraut. Dies führt dazu, dass das natürliche Narbenbild bei Ledersorten aus der Gruppe der Rauleder nicht mehr zu erkennen ist. Die Einteilung in Narben- und Rauleder ist aber nur ein erstes Unterscheidungsmerkmal. Je nach Herkunft der Haut und angewendeter Methode bei der Lederherstellung entstehen nämlich unzählig viele verschiedene Lederarten. Sie alle aufzuzählen, ist kaum möglich. Die folgende Übersicht stellt daher nur eine kleine Auswahl der gängigsten Lederarten vor.
Anilinleder
Bei Anilinleder liegt die Narbenoberfläche frei und die natürliche Beschaffenheit der Tierhaut ist sichtbar. Deshalb können nur makellose Tierhäute zu Anilinleder verarbeitet werden, was diese Lederart entsprechend teuer macht. Ein weiteres Erkennungsmerkmal von Anilinlieder ist, dass das Leder mit transparenten Farbstoffen eingefärbt ist. Davon hat die Lederart auch ihren Namen, denn früher wurde das Leder mit dem Farbstoff Anilin gefärbt. Anilin wird aus Teer gewonnen und mittlerweile aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verwendet. Stattdessen kommen heute andere Farbstoffe zum Einsatz.
Glacéleder
Glacé ist die französische Vokabel für glänzend. Bei Glacéleder handelt es sich um ein glänzendes Glattleder, das meist aus der Haut von jungen Ziegen hergestellt wird. Die Tierhaut wird zuerst mittels Kalk und Schwefelverbindungen geäschert, um so die Tierhaare zu entfernen. Anschließend wird die Tierhaut gebeizt und zum Schluss in einem speziellen Verfahren mit Alaun, Eigelb und Mehl gegerbt. Dadurch ist Glacéleder besonders weich, anschmiegsam und dehnbar, seine Farbe ist meist weiß. Es wird gerne für hochwertige Handschuhe verwendet.
Juchtenleder
Lieferanten für Juchtenleder sind Kälber und Rinder. Ursprünglich stammt Juchtenleder aus Russland und wurde bei der Herstellung erst mit Weidenrinden gegerbt und anschließend mit Birkenteeröl imprägniert. Dadurch erhielt das Juchtenleder seinen charakteristischen Duft. Nach Deutschland kam das Juchtenleder im 18. Jahrhundert. Hier wird das Leder, das geschmeidig, robust und wasserdicht ist, in erster Linie zu Schuhen, Taschen und Portemonnaies verarbeitet. Auch edle Bucheinbände bestehen oft aus Juchtenleder.
Lackleder
Lackleder kennzeichnet sich durch seine glatte und hochglänzende Oberfläche. Sie entsteht, indem die Tierhaut erst mit Chrom gegerbt und anschließend mit Kunststoff beschichtet wird. Die Kunststoffschicht besteht in aller Regel aus Polyurethan. Das feste, wasserdichte und recht pflegeleichte Lackleder kann aus den Häuten von allen Tieren hergestellt werden und wird in erster Linie zu Lackschuhen weiterverarbeitet.
Maroquinleder
Maroquinleder wird aus den Häuten der marokkanischen Ziege oder der Kapziege gewonnen. Das Leder ist sehr kräftig und kennzeichnet sich durch seine ausgeprägte Struktur mit groben Narben. Maroquinleder, das pflanzlich gegerbt wird, ist ein beliebtes Material für Bucheinbände.
Nappaleder
Für Nappaleder können die Häute von Rindern, Schweinen, Ziegen, Schafen und Pferden verwendet werden. Bei der Herstellung wird Nappaleder mit Chrom gegerbt und anschließend vollständig durchgefärbt. Weil viele dünne Schichten die Poren der Tierhaut verschließen, bereiten Nässe und Schmutz dem Nappaleder keine großen Schwierigkeiten. Außerdem ist Nappaleder weich, griffig und elastisch. Deshalb wird es gerne für Kleidung und Accessoires verwendet.
Veloursleder
Für Veloursleder wird die Fleischseite der Lederhaut verwendet. Diese Hautseite wird in mehreren Arbeitsgängen geschliffen und erhält so eine weiche, samtartige Oberfläche. Die andere Seite der Tierhaut muss für Veloursleder nicht unbedingt intakt oder gar makellos sein.
Prinzipiell kann Veloursleder deshalb auch aus solchen Tierhäuten hergestellt werden, die eine beschädigte Narbenhaut haben und sich deshalb nicht für andere Lederarten eignen. Veloursleder ist atmungsaktiv und wird deshalb hauptsächlich für Schuhe verwendet.
Wildleder
Wildleder steht als Oberbegriff für Leder, das von freilebenden Tieren wie Büffeln, Elchen, Gazellen, Antilopen, Gämsen, Hirschen, Rentieren oder Kängurus stammt. Mittlerweile wird Wildleder aber meist nicht mehr aus den Häuten von wildlebenden Tieren hergestellt, sondern die Tiere werden in Gehegen gehalten. Bei der Wildlederherstellung erfolgt die Gerbung üblicherweise mit Tran, danach wird die narbige Struktur auf der Oberfläche vollständig abgeschliffen. Wildleder wird unter anderem zu Kleidungsstücken, Schuhen, Taschen und Accessoires weiterverarbeitet.
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Thema: Die verschiedenen Lederarten in der Übersicht
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