Farben im Tierreich
Ob Bilder gemalt, Poster und Plakate erstellt, Stoffe eingefärbt oder Textilen bedruckt werden: Überall ist Farbe mit im Spiel. Das große Vorbild dabei ist die Natur. Die Natur hält eine schier grenzenlose Fülle an Farbtönen bereit und bezaubert durch ihre herrlich bunte Farbenpracht.

Doch die Natur liefert nicht nur die Vorlage für einzelne Farben, sondern auch für verschiedenste Muster. Vor allem bei den Tieren ist das Repertoire an Farben und Mustern besonders groß.
Doch während Farben für Menschen in erster Linie eine dekorative oder emotionale Bedeutung haben, erfüllen die Farben im Tierreich überlebenswichtige Funktionen.
Inhalt
- 1 Die Farben im Tierreich als Kommunikationsmittel
- 2 Die Farben im Tierreich als Erkennungsmerkmal
- 3 Die Farben der Natur
- 4 Wie entstehen Tierfarben – Pigmente, Strukturen, Licht
- 4.1 Tarnung im Detail – mehr als „nicht gesehen werden“
- 4.2 Aposematismus – warum Warnfarben „ehrlich“ sind
- 4.3 Farbwechsel – Tarnung, Talk oder beides?
- 4.4 Wie Tiere Farben sehen – andere Augen, andere Welt
- 4.5 Mehr als Optik – Temperatur, UV, Gesundheit
- 4.6 Jahreszeiten & Orte – wenn Farben mitwandern
- 4.7 Farben im Wasser – je tiefer, desto anders
- 4.8 Von der Natur lernen – Farben ohne Farbe
- 4.9 Mini-Glossar (schnell nachschlagen)
- 4.10 Häufige Kurzfragen
- 4.11
- 4.12 Ähnliche Beiträge
Die Farben im Tierreich als Kommunikationsmittel
Im Tierreich sind Farben ein elementares Mittel, wenn es um das Miteinander geht. Bei der Partnerwahl beispielsweise spielt die Optik eine entscheidende Rolle. So ist das Gefieder von weiblichen Vögeln meist in unscheinbaren Tarnfarben gehalten. Dadurch sind die Weibchen besser geschützt, wenn sie brüten.
Zudem brauchen sie gar kein schillerndes Federnkleid, denn schließlich sind sie diejenigen, die sich ihre Partner aussuchen.
Männliche Vögel wiederum müssen sich stolz mit ihrem prächtigen Gefieder präsentieren, wenn sie die Gunst der Weibchen gewinnen wollen. Eine Ausnahme bilden hier allerdings die Flamingos.
Flamingos sind zwar für ihr farbenprächtiges Gefieder bekannt, aber diese Farbe kommt durch einen ganz profanen Grund zustande. Die Vögel ernähren sich nämlich hauptsächlich von kleinen Krebsen.
Die Krebse wiederum enthalten große Mengen an Carotinoiden, das sind Farbpigmente. Die Farbpigmente verleihen dem Federkleid der Flamingos seine typische Farbe. Sehr oft dienen die Farben im Tierreich auch als Warnfarben.
Amphibien beispielsweise sind knallrot, leuchtend gelb, satt blau, intensiv grün oder tiefschwarz. Durch ihre auffällige Farbe signalisieren sie möglichen Angreifern, dass sie sehr giftig sind.
So mancher potenzielle Räuber lässt sich davon beeindrucken und verzichtet auf einen Angriff. Auch Tierarten, die ungiftig und eigentlich völlig harmlos sind, greifen deshalb mitunter auf diesen Trick zurück.

Fliegen, Wespen und andere Insekten etwa haben im Laufe der Evolution Warnfarben angenommen, um sich zu schützen und so ihr Überleben zu sichern. Zwar haben einige Insekten einen Giftstachel, den sie im Notfall einsetzen können, aber besser ist es natürlich, wenn sie ihn erst gar nicht brauchen.
Einige Tiere wie Tintenfische oder Chamäleons verfügen über die Fähigkeit, ihre Farbe innerhalb von wenigen Sekunden zu wechseln. Dabei erfüllt die Veränderung der Farbe zwei Funktionen.
Zum einen dient der Farbwandel dem Schutz. Sind Angreifer in der Nähe, kann sich das Tier der jeweiligen Umgebung anpassen und sich so perfekt tarnen. Zum anderen kommt der Farbwechsel als Kommunikationsmittel zum Einsatz.
Durch die entsprechende Farbe können die Tiere dann ihre Paarungsbereitschaft anzeigen, einen bevorstehenden Angriff ankündigen oder ihrem Gegner Angst und Unterwerfung signalisieren.
Tiere, die in Revieren leben, verändern im Laufe ihres Lebens mehrfach ihre Farbe. Ein Beispiel hierfür sind einige Korallenfische.
Durch die Farbe können die älteren Artgenossen erkennen, dass es sich um einen Jungfisch handeln. Dadurch werden unnötige Kämpfe ums Revier und um die Nahrung vermieden.

Die Farben im Tierreich als Erkennungsmerkmal
Im Unterschied zu Vögeln, Fischen, Amphibien und Insekten fällt die Farbpalette bei Säugetieren übersichtlicher aus. Oft hat ihr Fell eine Färbung, die zu den Farben in ihrem typischen Lebensraum passt.
Dadurch gibt ihnen die Natur eine perfekte Tarnung mit, sowohl zu ihrem Schutz vor Angreifern als auch für die Jagd.
Der weiße Eisbär beispielsweise kann sich in der Eis- und Schneelandschaft bestens getarnt an seine Beute heranpirschen, während der gestreifte Tiger im dichten, hohen Gras fast unbemerkt umherstreifen und nach Beute Ausschau halten kann.
Dass die Fellkleider der Säugetiere nicht allzu bunt und farbenprächtig sind, spielt letztlich aber keine allzu große Rolle, denn ein Großteil der Säugetiere kann ohnehin keine Farben erkennen.
Allerdings nehmen sie Muster wahr. Die Fellzeichnungen mit Streifen, Punkten oder Flecken dienen deshalb nicht nur der Tarnung. Stattdessen sind die Fellzeichnungen auch ein Merkmal, an dem ein Tier seine Artgenossen erkennt.
Die Farben der Natur
Sowohl im Tierreich als auch bei den Pflanzen verfüllen die Farben wichtige Funktionen. So erstrahlen viele Blumen in kräftigen, herrlich bunten Farben, um auf diese Weise Insekten anzulocken.
Die Insekten bestäuben die Blumen und sichern damit die Verbreitung und die Arterhaltung. Gleichzeitig signalisiert die Farbe, dass Nahrung in Form von Pollen und Nektar zur Verfügung steht.
Das gleiche Prinzip findet sich auch bei Bäumen und Sträuchern, deren Früchte mit satten Farben anzeigen, dass sie reif sind. Der Mensch lässt sich schon seit jeher von den Farben der Natur inspirieren.
Früher wurden Farben für Malereien und Drucke von Pflanzen, Tieren und anderen Naturmaterialien gewonnen.
Inzwischen ist es möglich, fast alle Farben auch künstlich herzustellen. Trotzdem bleibt die Natur mit ihren Farben und Mustern das große Vorbild.

Wie entstehen Tierfarben – Pigmente, Strukturen, Licht
Pigmente färben, indem sie Licht absorbieren:
- Melanin erzeugt Schwarz-, Grau- und Brauntöne und wirkt nebenbei als UV-Schutz.
- Carotinoide liefern Gelb-, Orange-, Rottöne – Flamingos werden durch carotinoidreiche Krebse rosa.
- Pteridine/Ommochrome ergänzen die Farbpalette vor allem bei Insekten und Fischen.
Strukturelle Farben entstehen ohne Pigmente: Feinste Schichten, Rillen oder Nanogitter streuen Licht. So schillert der Morpho-Falter metallisch blau, und Pfauenfedern zeigen je nach Blickwinkel andere Farben (Irideszenz).
Vorteil: brillante, lichtbeständige Effekte.
Biolumineszenz ist selbst erzeugtes Licht – ein Joker der Tiefsee. Anglerfische locken Beute mit einem „Lämpchen“, Tintenfische verschleiern Fluchtwege mit leuchtenden Wolken. Wo kaum Licht ankommt, wird Leuchten zur Sprache.
Tarnung im Detail – mehr als „nicht gesehen werden“
Gegenbeschattung: oben dunkel, unten hell (z. B. Pinguin, Thunfisch). Von oben verschmelzen sie mit dunklem Wasser, von unten mit hellem Licht – ein optischer Trick gegen Umrissbildung.
Disruptionsmuster: Streifen und Flecken zerbrechen Konturen. Ein Tiger wirkt im Streiflicht des Grases fragmentiert, Zebras erzeugen in der Gruppe ein „Flimmern“, das Verfolgung erschwert (Motion Dazzle).
Mimikry – die Kunst der Imitation:
- Bates’sche Mimikry: harmlose Arten tun gefährliche nach (z. B. Schwebfliegen vs. Wespen).
- Müller’sche Mimikry: mehrere giftige Arten teilen dasselbe Warnmuster – Lernvorteil für Räuber.
- Aggressive Mimikry: Räuber täuschen Beute (der Anglerfisch imitiert Beute mit seinem Köder).

Aposematismus – warum Warnfarben „ehrlich“ sind
Knallige Warnfarben (Rot, Gelb, Schwarz) signalisieren Ungenießbarkeit oder Giftigkeit (Pfeilgiftfrösche, Wespen).
Solche Signale sind kostenintensiv (Energie, Auffälligkeit) – und wirken daher als ehrliche Qualitätshinweise (Handicap-Prinzip): Wer sich leistet, aufzufallen, hat meist Substanz.
Farbwechsel – Tarnung, Talk oder beides?
Cephalopoden (z. B. Sepia, Kraken) steuern Chromatophoren elektrisch – Musterwechsel in Millisekunden. Damit signalisieren sie Paarungsbereitschaft, Drohung oder verschmelzen mit Algen, Sand und Stein.
Chamäleons verändern weniger „Laune-Farbe“ als Struktur: Sie justieren Nanokristalle in der Haut, wodurch sich reflektierte Wellenlängen verschieben. Ergebnis: fein abgestufte Grün-, Gelb- oder Türkistöne – Tarnung und sozialer Code zugleich.
Wie Tiere Farben sehen – andere Augen, andere Welt
Viele Säugetiere sehen nur zwei Grundfarben (Dichromasie). Vögel sind oft Tetrachromaten und nehmen UV-Muster wahr – für uns unsichtbare Signale auf Federn werden im Balzkontext zur Werbetafel.
Bienen finden Blüten über UV-Leitsysteme. Fische erkennen polarisiertes Licht; Fangschreckenkrebse verfügen über außergewöhnlich viele Rezeptortypen – Farbinformation wird dort extrem granular verarbeitet.
Was folgt daraus? Ein Signal wirkt nur, wenn das Gegenüber es sehen kann.

Mehr als Optik – Temperatur, UV, Gesundheit
Dunkle Oberflächen absorbieren mehr Strahlung und können in kühlen Habitaten helfen, Wärme zu gewinnen; helle reflektieren und kühlen in heißen, offenen Landschaften. Melanin schützt vor UV-Schäden.
Gleichzeitig zeigen viele Arten Gesundheit über Farbe: Ein intensiv gefärbter Pfau oder ein sattrosa Flamingo signalisiert gute Kondition und verlässliche Nahrung.
Jahreszeiten & Orte – wenn Farben mitwandern
In Schneegebieten wechseln Schneeschuhhase und Alpenschneehuhn von braun (Sommer) zu weiß (Winter) – synchron mit Tageslänge und Habitat.
Städte und Industrie führten historisch zu Melanismus (abgedunkelte Formen), bekannt vom Birkenspanner: Auf rußgeschwärzten Bäumen waren dunkle Individuen schlechter zu entdecken – ein klassisches Lehrstück der natürlichen Selektion.
Farben im Wasser – je tiefer, desto anders
Wasser filtert Rot zuerst. Ein roter Krebs wirkt in 30 m Tiefe schwarz – perfekte Tarnung.
In Korallenriffen funktionieren leuchtende Blau- und Gelbtöne als Arterkennung und „Verkehrszeichen“: Putzfische tragen klare Streifen, die Kunden signalisieren: Hier wird gereinigt, nicht gefressen.
Von der Natur lernen – Farben ohne Farbe
Strukturelle Farben inspirieren druck- und farbstofffreie Effekte in Lacken, Sicherheitsmerkmalen und Textilien. Der Trick: Oberflächen steuern Licht, statt es chemisch zu schlucken.
Für Design, Poster, Stoffdruck und Beschichtungen heißt das: brillante, blickwinkelabhängige Effekte mit hoher Beständigkeit – ganz wie beim Morpho-Falter.

Mini-Glossar (schnell nachschlagen)
- Aposematismus: Warnfärbung als Abschreckung.
- Mimikry: Nachahmung von Warnmustern oder Beute.
- Strukturelle Farbe/Irideszenz: Farbe durch Lichtinterferenz, nicht durch Pigment.
- Chromatophor: Farbzelle, die ihre Oberfläche/Farbe ändern kann.
- Gegenbeschattung: oben dunkel, unten hell zur Konturenauflösung.
Häufige Kurzfragen
Warum sind viele Tiefseetiere rot?
Rot wird in Tiefe nicht mehr reflektiert – es erscheint schwarz und tarnt hervorragend.
Wie wird ein Flamingo rosa?
Durch Carotinoide aus der Nahrung; je mehr, desto intensiver der Ton.
Sehen Tiere anders als wir?
Ja. Vögel erkennen UV-Muster, Fische polarisiertes Licht; viele Säuger sehen nur zwei Farbbereiche.
Ist das Zebra schwarz-weiß zur Tarnung?
Hypothesen reichen von Disruptionsmuster bis Insektenabwehr und Thermoregulation – wahrscheinlich wirkt ein Bündel von Effekten.
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Thema: Farben im Tierreich
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