Mit selbstgemachten Gelatineplatten drucken, Teil 1
Das Besondere am Drucken mit Gelatineplatten ist der weiche, leicht elastische Untergrund. Er sorgt dafür, dass auch kleinere Details erstaunlich gut wiedergegeben werden. Zusammen mit Schablonen und Schnüren, Netzen, Spitzenbordüren und anderen Materialien kannst du tolle Drucke mit immer neuen, lebendigen Oberflächen erstellen.
Gelatineplatten, auf Englisch auch Gelli-Plates genannt, sind im gut sortierten Künstlerbedarf erhältlich. Es gibt sie in verschiedenen Größen und sie halten recht lange. Allerdings sind die Platten auch ziemlich teuer.
Wenn du die Technik einmal ausprobieren oder nur gelegentlich solche Drucke anfertigen möchtest, lohnt sich die Anschaffung nicht unbedingt. Zumal du dir deine Gelatineplatten mit wenig Aufwand und deutlich kostengünstiger auch selbst herstellen kannst.
Wie das geht und wie du mit den Gelatineplatten druckst, erklären wir dir in einer zweiteiligen Anleitung.
Dabei starten wir im 1. Teil mit der Herstellung der Gelatineplatten.
Inhalt
Die Materialien für Gelatineplatten
Um dauerhafte Gelatineplatten herzustellen, brauchst du folgende Zutaten und Utensilien:
- 9 Tütchen gemahlene Gelatine (á 9 g = ca. 80 g)
- 250 ml Wasser
- 125 ml Isopropyl-Alkohol
- 125 ml Glycerin
- Messbecher
- Topf
- Schneebesen
- Sieb
- flache Form oder Backblech
- ein Stück Papier oder Karton
- Messer
Isopropyl-Alkohol und Glycerin bekommst du in der Apotheke und in Online-Shops. Wichtig ist, dass du Gelatine in Pulverform verwendest. Schnell-Gelatine funktioniert leider nicht.
Die angegebene Menge reicht für eine Platte, die etwas kleiner ist als ein DIN A4-Blatt. In diesem Fall kannst du zum Beispiel eine Auflaufform oder auch eine Kuchenform verwenden.
Möchtest du eine Gelatineplatte gießen, die so groß ist wie ein Backblech, kannst du die Menge ungefähr verdreifachen.
Eine Gelatineplatte gießen
Wir gehen davon aus, dass du bisher noch keine Gelatineplatten hergestellt hast. Falls doch, kannst du die Abschnitte und auch alte oder beschädigte Platten einschmelzen und in der neuen Platte verarbeiten. Dazu gleich mehr.
Die Zutaten vorbereiten
Als Erstes gibst du das Wasser in einen Topf. Dann fügst du die Gelatine hinzu und rührst alles gut durch, damit sich die Gelatine mit dem Wasser verbindet. Anschließend lässt du die Gelatine zehn Minuten lang quellen.
In der Zwischenzeit kannst du schon den Isopropyl-Alkohol und das Glycerin abmessen. Diese beiden Zutaten kannst du ruhig zusammen in den Messbecher geben.
Hast du bereits benutzte Platten oder Reste, kannst du sie in kleinere Stücke schneiden, in einen zweiten Topf geben und langsam erwärmen. Dabei sollten die Platten aber nur schmelzen, die Masse darf nicht kochen. Behalte den Topf deshalb im Auge und rühre zwischendurch immer mal wieder um.
Die Masse erwärmen
Nach zehn Minuten ist die Gelatine aufgequollen. Die inzwischen flüssigen Reste kannst du nun dazugeben und unterrühren.
Jetzt schüttest du den Alkohol und das Glycerin in den Topf und erwärmst die Mischung unter ständigem Rühren. Achte bitte darauf, dass du die Mischung wirklich nur leicht und nur so lange erwärmst, bis sich alle Klümpchen aufgelöst haben.
Denn wenn die Masse zu heiß wird, können schädliche Dämpfe austreten. Deshalb sollte die Masse nur so warm werden, dass du deinen Finger jederzeit problemlos in den Topf halten kannst.
Die Gelatineplatte gießen
Nun gießt du die flüssige Masse durch ein Sieb in deine Form. Sollten doch noch Klümpchen oder auch Farbreste von alten Platten enthalten sein, bleiben sie im Sieb.
Die Schicht sollte einen guten Zentimeter dick sein, damit die Platte später genug Stabilität hat.
Beim Gießen kann es passieren, dass sich Luftbläschen oder etwas Schaum bilden. Sollte das der Fall sein, schöpfst du sie ab, indem du mit einem Stück Papier oder Karton von einer Seite zur anderen über die Oberfläche streichst.
Die Gelatineplatte zuschneiden
Die befüllte Form lässt du jetzt einfach eine Weile stehen, bis die Platte ausgehärtet ist. Dann nimmst du die Platte aus der Form und schneidest die Kanten gerade ab.
Natürlich kannst du die Platte auch in ein bestimmtes Format bringen oder in mehrere kleine Platten aufteilen, wenn du eine bestimmte Größe brauchst.
Die Reste kannst du aufheben und beim nächsten Mal wieder einschmelzen. Gleiches gilt, wenn du dich verschnitten hast oder eine Platte doch einmal reißen sollte.
Die Gelatineplatten aufbewahren
Die fertigen Platten sind robust, haltbar und schimmeln nicht. Sie erfordern auch keine besondere Pflege. Um sie aufzubewahren, kannst du sie entweder zwischen zwei Acrylglasplatten legen oder einfach mit Frischhaltefolie oder Gefrierbeuteln dazwischen in einem Karton stapeln.
Im Laufe der Zeit schrumpfen die Gelatineplatten etwas und werden an den Ecken hart. Auch die Oberfläche, die anfangs ganz glatt und gleichmäßig ist, bekommt nach einigen Drucken kleine Kratzer, Mulden oder Bläschen.
Diese Struktur kann deinen Drucken einen ganz besonderen Charme verleihen. Wenn du dich daran störst, kannst du die Platten aber jederzeit auch wieder einschmelzen.
Und wie du mit deinen selbstgemachten Gelatineplatten druckst, erklären wir im 2. Teil!
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Thema: Mit selbstgemachten Gelatineplatten drucken, Teil 1
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