12 druckgrafische Techniken für Kunstdrucke, Teil II

12 druckgrafische Techniken für Kunstdrucke, Teil II

Von traditionellen Druckverfahren wie Aquatinta oder Kupferstich bis hin zu modernen Techniken wie Giclée und C-Typ: Für Kunstdrucke stehen verschiedene druckgrafische Techniken zur Auswahl. Weil sie alle ihre Besonderheiten haben, ermöglichen sie dem Künstler, unterschiedliche Stile, Texturen und Wirkungen zu gestalten. In einer Beitragsreihe stellen wir zwölf druckgrafische Techniken für Kunstdrucke vor und beantworten außerdem ein paar grundsätzliche Fragen.

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12 druckgrafische Techniken für Kunstdrucke, Teil II

Hier ist Teil II!:

  1. Holzschnitt

Der Holzschnitt gehört zu den ältesten Techniken der Druckgrafik. Es handelt sich dabei um eine einfache Variante des Reliefdrucks. Der Künstler schnitzt sein Bild zunächst in eine Holzplatte. Anschließend überzieht er das Holz mit Tinte und presst es dann auf den Bildträger, um den Abdruck zu erzeugen.

Vom Prinzip her ähnelt der Holzschnitt dem Linolschnitt. Allerdings spielt das Holz eine zentrale Rolle. Denn seine Maserung verleiht dem Kunstdruck eine einzigartige Textur.

Die Drucktechnik hat ihre Wurzeln in China und gelangte vermutlich im 13. Jahrhundert in den Westen. Populär wurde sie aber erst später durch den deutschen Künstler Albrecht Dürer. Noch einmal viele Jahre später griffen Expressionisten wie Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner den Holzschnittdruck erneut auf.

  1. Kupferstich

Der Kupferstich ist ein prominentes Beispiel für eine Tiefdrucktechnik. Bei diesem Druckverfahren ritzt der Künstler sein Motiv in eine Metallplatte. Das Werkzeug, das er dabei verwendet, nennt sich Stichel. Der Stichel besteht in aller Regel aus Stahl und die Metallplatte aus Kupfer. Daher hat das Druckverfahren auch seinen Namen.

Je nachdem, wie viel Druck der Künstler beim Ritzen ausübt, hinterlässt der Stichel flache oder tiefe Schnitte im Kupfer. Auf diese Weise entsteht ein ausdrucksstarkes Bild mit kräftigen Linien und sauberen Kanten.

Der Kupferstich ist aber auch deshalb beliebt, weil das Motiv mehrere Male abgedruckt werden kann, bevor die Kupferplatte abgenutzt ist.

Berühmte Künstler wie Alberto Giacometti oder Joan Miró setzten den Kupferstich ein, um Kunstdrucke in limitierter Auflage herzustellen. Pablo Picasso wiederum fertigte von dem Werk „Minotauromachie“ mittels Kupferstich 55 Drucke für ausgewählte Freunde und Förderer an.

Die technische Brillanz der Arbeit und der private Charakter haben zur Folge, dass der Wert dieses Kunstdrucks heute auf rund 950.000 Euro geschätzt wird.

  1. Linolschnitt

Im Zusammenhang mit Linolschnitten wird manchmal auch von modernen Holzschnitten gesprochen. Denn die Drucktechnik basiert auf dem gleichen Prinzip. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass der Künstler keine Holzplatte, sondern eine Platte aus Linoleum verwendet.

Mit einem Messer oder einem Meißel ritzt der Künstler sein Motiv in die Platte. Danach färbt er sie ein und presst sie auf Papier.

Verglichen mit dem traditionellen Holzschnitt, bietet der Linolschnitt ein paar Vorteile. Ein wichtiger Punkt ist, dass Linoleum eine glatte Oberfläche hat. Die Maserung, die Holz auszeichnet, fehlt.

Der Künstler hat dadurch mehr Möglichkeiten, das Motiv auszuarbeiten und bestimmte Effekte zu erzielen. Denn er ist nicht durch eine bereits strukturierte Oberfläche eingeschränkt.

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Als weiterer Vorteil kommt dazu, dass sich Linoleum einfach bearbeiten lässt. Das Material ist weich und das Messer gleitet gut hindurch. Auch Drucke in großen Formaten sind deshalb kein Problem.

Gerade weil der Linolschnitt vergleichsweise leicht umzusetzen ist, wurde er von der Kunstindustrie lange Zeit eher abfällig behandelt.

Das änderte sich erst, als namhafte Künstler wie Pablo Picasso oder Henri Matisse in den 1950er-Jahren damit begannen, mit Linolschnitten zu arbeiten.

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  1. Lithografie

Als Erfinder der Lithografie gilt Alois Senefelder. Der Schauspieler und Literat entwickelte das Druckverfahren ursprünglich, um seine eigenen Stücke kostengünstiger drucken zu können.

Doch mit der Lithografie gelang ihm eine bedeutende technische Innovation. Denn nun konnten verschiedenste Drucke, angefangen bei Büchern über Notenblätter und Landkarten bis hin zu Kunstwerken, wesentlich preiswerter hergestellt werden als mit dem bis dahin gängigen Kupferstich.

Bei der Lithografie zeichnet der Künstler sein Motiv mit einem fetthaltigen Medium direkt auf Stein. Danach trägt er eine chemische Lösung auf. Sie bewirkt, dass das Motiv die Druckfarbe anzieht, während die leeren Stellen die Farbe abweisen.

Nachdem der Künstler das Motiv mit einem Lösungsmittel fixiert hat, befeuchtet er die Oberfläche mit Wasser und bringt eine Tinte auf Ölbasis auf. Dadurch haftet die Druckfarbe auf dem Bild. Zum Schluss wird der Stein in einer Steindruckpresse auf angefeuchtetes Papier gedrückt.

Auch heute wird die Lithografie für Kunstdrucke verwendet.

In der modernen, kommerziellen Variante werden die Steine aber durch Kunststoffplatten und die ölbasierten Druckfarben durch Polymerbeschichtungen ersetzt.

  1. Monotypie

Bei der Monotypie handelt es sich um ein druckgrafisches Verfahren, bei dem Farbe oder Tinte direkt auf eine nicht poröse Oberfläche aufgetragen wird. Bei dieser Oberfläche kann es sich um eine Platte aus zum Beispiel Glas, Acryl oder Metall handeln.

Anschließend wird das Motiv durch Druck auf Papier übertragen. Das ist in einer Druckpresse, aber auch von Hand, mit einer Walze oder einem anderen Gegenstand möglich.

Der Abdruck, der dabei entsteht, ist einmalig. Es ist nicht möglich, ihn ein zweites Mal in absolut gleicher Form zu erzeugen. Aus diesem Grund heißt das Verfahren auch „Monotypie“.

Manchmal bleibt auf dem Träger zwar genug Farbe übrig, um einen zweiten Abdruck zu machen. Doch er sieht anders aus als das erste Exemplar und ist meist auch weniger wertvoll.

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Peter Siegmund, - Druckermeister, Martin Blechmann, - Medientechnologe Druckverarbeitung, Ella Bitzobski, - Mediengestalterin Digital und Print, Youtuberin Sevilart (Bastel-Dekovideos) sowie Ferya & Christian Gülcan, Künstler (Malerei), Inhaber von Medienagenturen (inkl. Grafikdesign & Print) Redakteur/in und Betreiber/in dieser Webseite schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Ratgeber und Anleitungen zu Drucktechniken, Dekos, Basteln, Kunst, Design, Maltechniken und Druckverfahren.

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