Besondere Tinten

Besondere Tinten (Eisengallus-, Geheim-, Damen- und Goldtinte)

Schüler schreiben in der Schule mit dem Füllfederhalter, der mit praktischen Tintenpatronen bestückt wird. Künstler zeichnen, malen oder schreiben mit Zeichenfedern und greifen dabei ebenfalls auf Tintenpatronen oder auf das gute alte Tintenfässchen zurück.

Auch der Tintenstrahldrucker wird mit Patronen bestückt und bringt die Tinte dann in verschiedenen Farbtönen auf Papier oder eine andere Druckunterlage.

Anders als früher, als beispielsweise Sepia, Ruß und andere natürliche Materialien verwendet wurden, werden Tinten heute in aller Regel aus synthetischen Farbstoffen hergestellt.

Manchmal werden aber auch besondere Tinten benötigt und dann kann sich ein Blick in die Geschichtsbücher lohnen. Hier finden sich nämlich allerlei Tintenrezepte.

Die folgende Übersicht stellt vier besondere Tinten vor:

Die Eisengallus-Tinte

Schon die Römer kannten die schwarze, wasserfeste Eisengallus-Tinte, wobei das Urrezept wahrscheinlich aus dem arabischen Raum stammt. Jedenfalls war die Eisengallus-Tinte die Tinte, mit der im Mittelalter am häufigsten geschrieben wurde.

Den Grundstoff für die Tinte liefern die sogenannten Galläpfel. Wenn die Gallwespe ihre Eier in den dünnen Ästen und Blättern von jungen Eichen ablegt, führt dies zu einer Verletzung der Pflanze.

Die junge Eiche reagiert darauf, indem sie eine Art Geschwulst bildet. Nach drei bis sechs Monaten verwandelt sich die Geschwulst in einen ungefähr kirschgroßen, hellbraun bis grünschwarzen Gallusapfel.

Der Hauptbestandteil des Gallusapfels ist Gerbsäure. Wie aus dem Gallusapfel Eisengallus-Tinte gewonnen werden kann, ist in vielen mittelalterlichen Rezepten überliefert.

Üblicherweise wurden die Galläpfel zu Pulver zermahlen und mit Eisen- oder Kupfervitriol vermischt. Dazu kamen Wasser, Wein, Bier oder Essig als Lösungsmittel und Gummi Arabicum, Zucker oder Alaun als Bindemittel.

Die Mischung wurde anschließend erhitzt. Als Ergebnis entstand eine tiefschwarze, wasserfeste Tinte.

Ein großer Nachteil der Eisengallus-Tinte bestand allerdings darin, dass sie im Laufe der Zeit Schwefelsäure freisetzte. Die Schwefelsäure wiederum zerstörte allmählich das Papier. Dieses Phänomen wird als Tintenfraß bezeichnet.

Im 18. Jahrhundert war die Ära der Eisengallus-Tinte beendet. Dies lag daran, dass Schreibfedern aus Metall modern wurden.

Die Salze, die in der Eisengallus-Tinte enthalten sind, ließen die Stahlfedern aber schon nach kurzer Zeit rostig und damit unbrauchbar werden. Deshalb wurden Tinten mit anderen Rezepturen notwendig.

Die Goldtinte

Auch wenn im Mittelalter hauptsächlich mit Eisengallus-Tinte geschrieben wurde, wurden auch farbige und goldene Tinten benötigt. Sie kamen zum Einsatz, um kostbare Bücher und besondere Dokumente kunstvoll zu illustrieren.

Viele Alchimisten tüftelten an Rezepturen, um Goldtinte herzustellen. Ein überliefertes Rezept besagt, dass ein ausgeblasenes Hühnerei mit Quecksilber und Arsentrisulfid befüllt, verschlossen und einer brütenden Henne untergeschoben werden soll.

Hat die Henne das Gelege verlassen, soll das Ei geöffnet und der Inhalt mit soviel Wasser angerieben werden, dass eine Flüssigkeit zum Schreiben entsteht. Die Schreibflüssigkeit soll goldene Tinte sein.

Andere Rezepte besagen, dass fein zerriebenes Goldpulver mit Leim oder Ochsengalle und Salz, Gummi Arabicum sowie Essig oder Wasser und Wein zu Goldtinte verrührt werden soll.

Während für Goldtinte schon sehr früh billigere Imitationen erfunden wurden, bei denen beispielsweise Ocker, Safran oder Gelbwurz für die Farbe sorgten, stellten goldene Farbflächen eine größere Herausforderung dar.

Schließlich mussten sie nicht nur goldfarben, sondern auch elastisch genug sein, um ein Umblättern zu überstehen.

Deshalb wurde meist eine wässrige Grundierung aus Blei, Zucker und Gips aufgetragen. Darüber wurde Blattgold gelegt und behutsam mit einem Achat festgedrückt.

Die Geheimtinte

Die Aufgabe der Geheimtinte besteht darin, geheime Botschaften zu übermitteln. Die Botschaft wird dazu aber nicht verschlüsselt aufgeschrieben oder auf einem besonderen Papier notiert.

Stattdessen wird die Geheimtinte verwendet. Das Besondere an der Geheimtinte ist, dass sie zunächst unsichtbar bleibt. Erst wenn der Empfänger das Papier erwärmt, verfärbt sich die Tinte bräunlich und die Botschaft wird lesbar.

Geheimtinte, die auch Zaubertinte genannt wird, lässt sich ganz einfach selbst herstellen. Sie besteht nämlich aus Zutaten wie Essig, Zitronensaft, Wein, Buttermilch, Zwiebelsaft oder Zuckerwasser.

Die Säure in den Flüssigkeiten greift das Papier an und je stärker die Säure erhitzt wird, desto schneller vergilbt das Papier.

Durch den Zucker wird die Verfärbung verstärkt, denn Zucker wird durch Wärme braun. Wird ein Papier, das mit Geheimtinte beschrieben ist, also vor eine Lampe gehalten oder mit dem Föhn oder dem Bügeleisen vorsichtig erhitzt, erscheint die Nachricht in bräunlicher Schrift.

Die Damentinte

Auch die Damentinte ist eine Geheimtinte, allerdings funktioniert sie anders. Hier ist die Botschaft nämlich zu sehen, verblasst aber nach einiger Zeit und ist irgendwann komplett verschwunden.

Der Name kommt daher, dass früher die Damen am Hof solche Tinten benutzten, vor allem um Ränken und Intrigen zu schmieden. Heute ist Damentinte in erster Linie als Scherzartikel gebräuchlich.

Warum Eisen-Gallus so dauerhaft wirkt – und warum sie Papier angreift

Eisengallus-Tinte entsteht, vereinfacht gesprochen, aus Tanninen (Gallotannine aus Galläpfeln) und Eisen(II)-sulfat (Eisenvitriol). Beim Schreiben bildet sich zunächst ein graubrauner Strich.

Durch Oxidation (Luftsauerstoff) entsteht Schritt für Schritt der charakteristische tiefschwarze Eisen(III)-Tannat-Komplex – deshalb wirkt die Schrift nach.

Der Vorteil: wasserfest, verwischsicher, dokumentbeständig.

Die Kehrseite heißt Tintenfraß: Begleitstoffe wie Sulfate und entstehende Säuren können das Papier im Laufe der Zeit depolymierisieren – es wird spröde, bräunt, reißt. Darum gelten viele mittelalterliche Dokumente als „gefährdet“, wenn sie stark mit Eisen-Gallus geschrieben wurden.

Dokumentenecht heute: Farbstoff- vs. Pigmenttinten, Lichtechtheit & Normbegriffe

Was bedeutet eigentlich dokumentenecht?

Im heutigen Sprachgebrauch geht es um Wasser-, Licht- und Wischfestigkeit, Fälschungssicherheit und Alterungsbeständigkeit.

• Farbstofftinten dringen in die Papierfaser ein, sind leuchtend, aber oft weniger lichtecht.
• Pigmenttinten lagern unlösliche Farbpigmente an/auf den Fasern ab – in der Regel lichtstabiler, sehr wasserfest, ideal für Archivierung und Zeichnung.
• In Specs und Katalogen tauchen Begriffe wie „ISO-konform“, „DIN dokumentenecht“, „permanent“ oder „archivfest“ auf. Für den Alltagsgebrauch reicht: Achte auf lichtecht/permanent und säurefrei/pH-neutral beim Papier.

Kurz gefragt: Willst du, dass Notizen Jahrzehnte lesbar bleiben? Dann sind Pigmenttinten auf säurefreiem Archivpapier eine robuste Wahl.

Schreibgeräte & Materialverträglichkeit: Füller, Feder, Pflege

Dein Text erwähnt es bereits: Metallfedern und klassische Eisen-Gallus-Rezepturen sind keine Liebesheirat – Korrosion droht.

Für die Praxis:

• Füllfederhalter lieben gut gepufferte, wenig aggressive Tinten. Nach dem Schreiben ausspülen, wenn länger Pause ist.

• Zeichenfeder/Dip Pen: Ideal für eisenhaltige Rezepturen, weil es keine Kapillar-Mechanik im Gerät gibt. Nach dem Einsatz gründlich reinigen.

• Papierwahl: Glatteres Hot-Press-Papier (HP) für feinste Linien, Kalt-Press (CP) für Textur. „Bleeding“ und „Feathering“ hängen stark vom Leimungsgrad ab – Teststreifen lohnt sich.

Erhaltung & Restaurierung: Schonend, kühl, trocken

Für historische Schriftstücke gilt: Licht reduzieren, relative Luftfeuchte stabil (ohne große Sprünge), kühl lagern und säurefreie Mappen nutzen. Scans oder Hochauflösungsfotos sichern die Lesbarkeit, ohne das Original zu strapazieren.

Fachliche Restaurierungsmaßnahmen (z. B. Entsäuerung, Papierfestigung) gehören in Archiv-/Restaurator:innenhand – bei Tintenfraß bitte nicht selbst experimentieren.

Sicherheitshinweis: Historische Rezepte nennen teils Quecksilber oder Arsenverbindungen – das sind giftige Stoffe. Sie gehören nicht in den Hobbykeller. Für künstlerische Zwecke stehen heute ungiftige, stabile Alternativen bereit.

Geheimtinte – von Küchenchemie bis Forensik

Was macht Geheimtinte „geheim“? Die Schrift ist zunächst unsichtbar und wird erst durch Wärme oder einen Entwickler sichtbar. Klassische „Küchenrezepte“ (z. B. Zitronensaft, Milchzucker) bräunen beim Erwärmen.

Moderne forensische Methoden nutzen UV-/IR-Licht, Filterspektren oder Joddampf zur Spurensuche.

Klarer Hinweis: Geheimtinte ist ein historisches/künstlerisches Thema. Für rechtlich saubere Anwendungen (Zaubertrick, Rätselpost, Unterricht) völlig okay – nicht für Täuschungsabsichten.

Damentinte – sichtbar, dann weg: Was steckt dahinter?

Die traditionelle „Damentinte“ gehört zur Familie flüchtiger Tinten. Dahinter stehen teils lichtempfindliche oder oxidationssensible Farbstoffe (und in moderner Variante auch thermochromische Leuco-Farbstoffe).

Ergebnis: Die Schrift ist kurzzeitig sichtbar und verblasst – genau der gewünschte Effekt für Scherzartikel oder Bühnenrequisiten. Für Aufzeichnungen mit Bestand ist das natürlich keine Option.

Goldtinte & Vergoldung: Muschelgold, Metallic, Blattgold

Historisch wird „goldene Schrift“ zweigleisig erzeugt:

• Goldtinte: Muschelgold (feinst verriebenes Blattgold mit Gummi Arabicum) ergibt echten Goldglanz; moderne Metallic-/Mica-Pigmente liefern eine sehr gleichmäßige Optik, sind pflegeleicht und füllertauglicher.
• Vergoldung: Für opulente Goldflächen wurde auf eine Kreide-/Gips-Grundierung (Poliment) Blattgold gelegt und mit Achat poliert – enorm glänzend und erstaunlich elastisch, wenn der Untergrund stimmt.

Praxis-Kasten: So gelingen Strichbild & Haltbarkeit

• Papier: Säurefrei (pH-neutral), idealerweise Baumwollanteil für Archivprojekte.
• Tintenwahl: Für Skizzen/Urban Sketching → Pigmenttinte (wasserfest). Für Kalligrafie mit „Old-World“-Charakter → moderne, milde Eisen-Gallus-Varianten (Dip Pen).
• Reinigung: Nach eisenhaltigen Tinten sofort reinigen (Wasser, ggf. pH-neutrale Pen-Flushes).
• Tests: Wassertröpfchen-Test, Lichtechtheitstest am Fensterstreifen – klein anfangen, große Überraschungen vermeiden.

Mini-Glossar

• Galläpfel: Wucherungen an Eichen (Reaktion auf Gallwespen), reich an Tanninen.
• Eisenvitriol (Eisen(II)-sulfat): Salz, das mit Tanninen den schwarzen Komplex bildet.
• Gummi Arabicum: Pflanzliches Bindemittel für Tinte/Farben.
• Tintenfraß: Papierzerstörung durch saure/oxidative Tinten-Bestandteile.
• Lichtechtheit: Widerstandsfähigkeit der Farbe gegen Ausbleichen.
• Dokumentenecht/archivfest: Wasser-/wischfest, lichtbeständig, alterungsstabil (Begriffsgebrauch in Produktangaben).

FAQ – schnelle Antworten

Ist Eisengallus-Tinte füllertauglich?
Nur moderne, milde Formulierungen und mit sorgfältiger Reinigung. Klassische Rezepturen gehören an Dip Pens.

Was heißt „dokumentenecht“ bei Tinte?
Hohe Wasser- und Lichtechtheit, wischfest, schwer manipulierbar – und auf geeignetem Papier angewendet.

Wie kann ich Tintenfraß vermeiden?
Für neue Arbeiten neutrale/pigmentierte Tinten auf säurefreiem Papier nutzen, Originale schonend lagern.

Goldschrift: Tinte oder Blattgold?
Für Schriftzüge reichen heute Metallic-/Muschelgoldtinten. Für flächigen Hochglanz ist Blattgold unschlagbar.

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Inhaber bei Internetmedien Ferya Gülcan

Peter Siegmund, - Druckermeister, Martin Blechmann, - Medientechnologe Druckverarbeitung, Ella Bitzobski, - Mediengestalterin Digital und Print, Youtuberin Sevilart (Bastel-Dekovideos) sowie Ferya & Christian Gülcan, Künstler (Malerei), Inhaber von Medienagenturen (inkl. Grafikdesign & Print) Redakteur/in und Betreiber/in dieser Webseite schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Ratgeber und Anleitungen zu Drucktechniken, Dekos, Basteln, Kunst, Design, Maltechniken und Druckverfahren.

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