Ein Leitfaden zur Collagraphie, 2. Teil
Bei der Collagraphie werden unterschiedliche Materialien auf einem festen Untergrund angebracht. Anschließend wird der Druckstock eingefärbt und das Motiv auf Papier, Leinwand oder Stoff gedruckt. Dabei ermöglicht diese Drucktechnik eine große Bandbreite an künstlerischen Möglichkeiten, von einfachen, schlichten Bildern bis hin zu aufwändigen und detailreichen Kunstwerken.
Besonders spannend dabei ist, dass die Collagraphie letztlich den Hoch- und den Tiefdruck miteinander verknüpft. Denn die Farbe wird aus den erhabenen Bereichen genauso abgenommen wie aus den Vertiefungen.
In einem zweiteiligen Leitfaden schauen wir uns die Collagraphie ausführlich an. Dabei haben wir im 1. Teil beantwortet, was die Collagraphie genau ist und wie sich die Drucktechnik im Laufe der Zeit entwickelt hat.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Wie entsteht eine Collagraphie?
Vereinfacht erklärt, wird für eine Collagraphie zunächst eine Collage erstellt. Diese Collage wird dann eingefärbt und gedruckt. Professionelle Künstler verwenden für den Druck eine spezielle Presse.
Sie ist aber, vor allem bei eher schlichten Motiven, nicht unbedingt notwendig. Und obwohl das Ergebnis ohne Druckpresse grober wird, kann genau das den besonderen Reiz des Kunstwerks ausmachen.
Die Entstehung einer Collagraphie gliedert sich in vier Schritte:
Auswahl der Materialien
Als Basis für die Druckplatte eignet sich im Prinzip jedes starre Trägermaterial. Du kannst also zum Beispiel eine Platte aus festem Karton, Holz oder Kunststoff verwenden.
Hast du nur dünne Pappe zur Hand, kannst du auch zwei Lagen übereinanderkleben oder die Pappe beispielsweise mit Schleifpapier bekleben. Dadurch wird die Druckplatte stabiler und bekommt gleichzeitig eine interessante Oberflächenstruktur.
Bei den Utensilien für die Collage kannst du dich ebenfalls kreativ austoben. Je nachdem, welches Motiv du gestalten möchtest, bieten sich unter anderem Pappe und Bastelkarton, Stoffreste, Fäden und Schnüre, Folien, Obstnetze, Federn, Blätter und viele andere Dinge an.
Im Idealfall sollten die Materialien verschiedene Größen und Texturen haben, damit das Motiv später eine interessante Optik mit unterschiedlichen Höhen und Tiefen hat.
Für die Befestigung brauchst du einen geeigneten Klebstoff. Das kann Bastelleim, Alleskleber oder Spachtelmasse sein. Wichtig ist nur, dass der Klebstoff deine Collage sicher zusammenhält.
Daneben solltest du dir Schellack besorgen. Schellack ist ein Lack auf Basis von Spiritus, der verhindert, dass der Karton und die anderen Materialien durch die Farbe zu sehr aufweichen.
Grundsätzlich kannst du aber auch jeden anderen Lack verwenden, um deine Druckplatte zu versiegeln.
Was die Farbe betrifft, so ist Siebdruckfarbe eine gute Wahl. Mit Acryl-, Gouache- und Aquarellfarben oder Tinte kannst du ebenfalls experimentieren. Papier oder Stoff als Träger für den Druck, Pinsel und eventuell eine Rolle oder Walze machen die Ausstattung komplett.
Herstellung der Druckplatte
Nun ist der Druckstock an der Reihe. Dafür nimmst du deine Trägerplatte und ordnest darauf deine Materialien so an, dass dein gewünschtes Motiv entsteht.
Ob du dabei ein bildliches Motiv anordnest, ein grafisches Muster wählst oder abstrakte Formen kreierst, bleibt natürlich deinem Geschmack überlassen.
Die einzelnen Elemente klebst du neben- und übereinander auf der Trägerplatte fest. Gehe dabei lieber zu großzügig als zu sparsam mit dem Klebstoff um.
Wenn der Kleber komplett ausgehärtet ist, pinselst du deine Druckplatte mit Schellack oder einem anderen Lack ein.
Auch die Versiegelung muss komplett durchtrocknen.
Einfärben der Druckplatte
Um das Motiv zu drucken, färbst du die Druckplatte ein. Dazu trägst du meist mit einem Pinsel oder einer kleinen Farbrolle so viel Farbe auf, dass die ganze Druckplatte gleichmäßig bedeckt ist.
Überschüssige Farbe kannst du anschließend mit einem Lappen oder Küchenpapier vorsichtig wieder abtupfen.
Natürlich kannst du auch mehrere Farben verwenden oder unterschiedliche Farbtöne stellenweise übereinander schichten.
Collagraphie drucken
Der letzte Schritt besteht darin, das Bild zu drucken. Hier gibt es zwei verschiedene Verfahren, je nachdem, ob du eine Presse verwendest oder nicht. In beiden Fällen kannst du das Papier oder die Leinwand ganz leicht befeuchten. So hält die Farbe besser.
Arbeitest du mit einer Druckpresse, legst du das Papier oder die Leinwand auf den Drucktisch. Darauf positionierst du die Druckplatte mit der Vorderseite nach unten und streichst die Ränder vorsichtig glatt.
Mithilfe einer Kurbel zieht die Druckpresse anschließend den Druckträger und die Druckplatte durch. Der Druck, der dabei entsteht, sorgt dafür, dass das Motiv gleichmäßig auf das Trägermaterial übertragen wird.
Ohne Druckpresse legst du deine eingefärbte Druckplatte mit der Vorderseite nach oben auf eine rutschfeste Unterlage. Dann platzierst du dein Trägermaterial darauf. Um die Rückseite zu schützen, kannst du sie mit weiterem Papier oder einem Tuch abdecken.
Nun überträgst du das Motiv, indem du möglichst gleichmäßig über die Anordnung reibst. Dazu kannst du einfach deine Hände nehmen, aber auch eine Gummiwalze verwenden.
Viele Künstler machen zwei oder mehr Drucke. Denn beim ersten Abdruck ist oft zu viel Farbe auf der Druckplatte und das Motiv ist durch die überschüssige Farbe eher unsauber.
Die Collagraphie kannst du so belassen, wie sie ist. Nach dem Trocknen kannst du sie aber auch weiter ausarbeiten.
Aquarellfarben oder Tusche eignen sich gut, um Details hinzuzufügen, ohne den Charakter des Drucks zu verändern. Mit Acryl- oder Gouachefarben hingegen kannst du auffällige Akzente setzen.
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Thema: Ein Leitfaden zur Collagraphie, 2. Teil
Übersicht:
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