Anleitung: Wanddeko mit Blaudruck

Anleitung: Wanddeko mit Blaudruck

Für einen Blaudruck werden im Prinzip nur drei Dinge benötigt. Das ist zum einen eine lichtempfindliche Emulsion, die auf einen Träger wie Papier oder Stoff aufgetragen wird. Zum anderen braucht es etwas, das Schatten wirft und so das Motiv entstehen lässt.

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Anleitung Wanddeko mit Blaudruck

Die dritte Zutat ist eine Lichtquelle. Und wie angelehnt an die traditionelle Technik des Blaudrucks eine tolle Wanddeko entsteht, erklären wir in dieser Anleitung:

Ein paar Worte zur Drucktechnik

Der Blaudruck gehört zu den ältesten fotografischen Druckverfahren, die es gibt. Entdeckt wurde er vom Naturwissenschaftler und Astronom Sir John Herschel. 1842 entwickelte Herschel nämlich eine Eisenlösung, bei der das Eisen durch UV-Licht Kristalle bildete.

Die Teile der Lösung, die nicht zu Kristallen umgewandelt worden waren, ließen sich einfach mit Wasser ausspülen.

Im Unterschied zu den bis dahin bekannten und zur Herstellung von Fotoabzügen verwendeten Methoden, beruhte Herschels Verfahren also auf Eisen anstelle von Silber.

Und weil sich die Eisenkristalle blau verfärbten, nannte er das Verfahren Blaudruck oder auch Eisenblaudruck. Eine weitere Bezeichnung ist Cyanotypie.

Bekannt wurde die Technik dann vor allem durch die Naturwissenschaftlerin Anna Atkins. Sie dokumentierte in ihren Büchern nämlich Farne und andere Pflanzen, indem sie Blaudrucke davon anfertigte.

Die Materialien für eine Wanddeko mit Blaudruck

  • weißer Baumwollstoff
  • lichtempfindliche Stofffarbe und Fixierbad
  • flache Gegenstände zum Auflegen für das Motiv, z.B. gepresste Pflanzen oder Spitzendeckchen
  • Schwammpinsel
  • Eimer oder kleine Wanne mit Wasser
  • harte, feste Unterlage
  • Glasscheibe, etwas größer als der Stoff
  • Handschuhe
  • Rundholzstab und Kordel
  • Nähmaschine oder Nadel und Faden

Lichtempfindliche Stofffarbe und das dazu passende Fixierbad gibt es im Künstler-, Hobby- und Bastelbedarf. Und auch wenn die Technik an den Blaudruck angelehnt ist, sind die Farben inzwischen in den verschiedensten Farben erhältlich. Es muss also nicht unbedingt ein blaues Wandbild entstehen.

Was das Motiv angeht, so eignet sich im Prinzip alles, was flach auf dem Stoff aufliegt. Wer sich an den klassischen Vorbildern orientieren möchte, kann gepresste Blumen, Farne, Gräser und Blätter verwenden.

Sehr schöne Motive entstehen aber auch, wenn zum Beispiel alte Häkeldeckchen, Spitzenbordüren, Gardinenreste, Mullbinden oder Papiermotive zum Einsatz kommen.

Die Anleitung für eine Wanddeko mit Blaudruck

Der Blaudruck macht vor allem in der warmen Jahreszeit richtig viel Spaß. Denn durch die Sonne ist der Belichtungsprozess schon nach wenigen Minuten abgeschlossen.

Und es ist sehr spannend, zu beobachten, wie sich der weiße Stoff scheinbar von Zauberhand erst lila verfärbt und dann einen immer dunkleren Blauton annimmt.

Aber der Reihe nach!:

  1. Schritt: den Stoff vorbereiten

Zunächst wird der Stoff vorbereitet. Dafür wird er in die gewünschte Form und Größe der Wanddeko zugeschnitten. Anschließend wird das Stoffstück an den Kanten umnäht.

Damit der Stoff später als Deko aufgehängt werden kann, wird oben ein Tunnel genäht. Dazu wird die Oberkante ein paar Zentimeter breit auf die Stoffrückseite umgeklappt und festgenäht. Durch die beiden offenen Seiten kann so nachher der Rundstab geschoben werden.

  1. Schritt: alle Materialien bereitlegen

Als nächstes werden alle Materialien, die für den Blaudruck benötigt werden, griffbereit hingelegt. Denn wenn die Farbemulsion auf dem Stoff ist, muss es schnell gehen.

Selbst wenn es recht dunkel oder schattig ist, fängt die Farbe nämlich sofort an, mit dem Licht zu reagieren. Deshalb ist es auch ratsam, vorher auszuprobieren, wie die Motivgegenstände auf dem Stoff angeordnet werden sollen.

Der Arbeitsplatz kann in der Wohnung sein. Im Sommer bietet sich aber auch ein schattiges und windstilles Plätzchen im Garten oder auf dem Balkon an. Wichtig wäre nur, eine Unterlage zu verwenden, die fest ist und sich gut transportieren lässt.

Der eingepinselte Stoff muss nämlich zum Belichten in die Sonne. Und wenn er auf einer harten Unterlage drapiert ist, kann er einfach getragen werden, ohne dass die aufgelegten Gegenstände und die Glasscheibe verrutschen.

  1. Schritt: den Stoff einpinseln

Liegt alles bereit, wird es Zeit, die Handschuhe überzuziehen. Die Farbe ist zwar nicht giftig, färbt die Haut aber genauso ein wie den Stoff. Dann kann es losgehen.

Dazu wird der Stoff zunächst kurz in das Wasser gegeben und leicht ausgedrückt. Anschließend wird der nasse Stoff auf der Unterlage ausgebreitet. Nass gemacht wird der Stoff übrigens deshalb, weil sich die Emulsion so viel besser auf dem Stoff verteilen lässt.

Dann wird eine großzügige Menge der Stofffarbe auf den Stoff gegeben und zügig verteilt. Das klappt mit einem Schwammpinsel am besten. Zur Not geht zwar auch ein großer Borstenpinsel. Ein Schwammpinsel macht es aber leichter, die Emulsion gleichmäßig zu verteilen.

Ist der Stoff komplett mit der Stofffarbe eingepinselt, werden die vorbereiteten Gegenstände aufgelegt. Anschließend wird das Ganze mit der Glasscheibe abgedeckt.

  1. Schritt: den Stoff belichten

Nun wird das Sandwich aus Unterlage, Stoff und Glasscheibe in die Sonne gelegt. Durch das Sonnenlicht verfärbt sich der Stoff. Dabei wird er zuerst lila und nimmt danach verschiedene Abstufungen von Hellblau bis Dunkelblau an.

Wie lange der Belichtungsprozess dauert, hängt von der Sonneneinstrahlung ab. An einem sehr sonnigen Sommertag ist die Belichtung nach ungefähr zehn Minuten abgeschlossen.

  1. Schritt: den Blaudruck fixieren

Hat der Stoff den gewünschten Farbton erreicht, werden die Glasscheibe und die aufgelegten Gegenstände heruntergenommen. Anschließend muss der Druck fixiert werden.

Das Fixieren ist sehr wichtig. Andernfalls würde der Stoff weiterhin auf Licht reagieren und durch die andauernde Belichtung würden die Motive allmählich verschwinden, bis irgendwann nur noch ein gleichmäßig blaues Stoffstück übrig wäre.

Wie der Stoff fixiert werden muss, hängt von der verwendeten Farbe ab. Meist wird der Stoff in Wasser ausgespült, dann in das Fixierbad gelegt und danach entweder nur ausgewaschen oder gebügelt. Die genaue Anleitung steht aber auf der Verpackung.

  1. Schritt: die Wanddeko fertig stellen

Ist der Stoff trocken, kann er glatt gebügelt werden. Dann wird der Holzstab oben durch den Tunnel gefädelt. Nun muss nur noch rechts und links eine Kordel angebunden werden. Und schon ist die originelle Wanddeko bereit zum Aufhängen!

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Peter Siegmund, - Druckermeister, Martin Blechmann, - Medientechnologe Druckverarbeitung, Ella Bitzobski, - Mediengestalterin Digital und Print, Youtuberin Sevilart (Bastel-Dekovideos) sowie Ferya & Christian Gülcan, Künstler (Malerei), Inhaber von Medienagenturen (inkl. Grafikdesign & Print) Redakteur/in und Betreiber/in dieser Webseite schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Ratgeber und Anleitungen zu Drucktechniken, Dekos, Basteln, Kunst, Design, Maltechniken und Druckverfahren.

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