Wissenswertes zu Tapisserien

Wissenswertes zu Tapisserien 

Echte Gemälde, Kunstdrucke oder Poster sind das, was die meisten wohl mit Wandschmuck in Verbindung bringen. Vor allem in Adelshäusern und Kirchen war früher aber eine andere Zierde für die Wände beliebt, nämlich Tapisserien.

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Dabei dienten die kunstvollen Bildteppiche nicht nur dekorativen und manchmal auch praktischen Zwecken, sondern zeugten als kostbare Schätze auch vom Reichtum des Besitzers. Nachdem Wandteppiche dann irgendwann aus der Mode gekommen und fast schon in Vergessenheit geraten waren, scheinen sie nun allmählich wieder in die Wohnzimmer zurückkehren. Grund genug, sich einmal näher mit dem edlen Wandschmuck zu beschäftigten.  

Wissenswertes zu Tapisserien vorab

Der Name Tapisserie leitet sich von dem französischen Wort tapis für Teppich ab. Als Tapisserien werden gewirkte Bild- oder Wandteppiche bezeichnet. Ihre Herstellung erfolgt entweder auf einem senkrechten Hochwebstuhl, dem Hautelisse-Webstuhl, oder auf einem waagerechten Flachwebstuhl, dem Basselisse-Webstuhl. 

In dem Webstuhl sind Kettfäden aus Wolle aufgespannt. Mit den Schussfäden, bei denen es sich um farbige Woll- und Seiden- sowie um Gold- und Silberfäden handeln kann, wird das Bildmotiv erstellt. Im Unterschied zum Weben werden die Schussfäden dabei aber nie über die gesamte Gewebebreite geführt, sondern immer nur soweit, wie es die Zeichnung vorgibt. 

Aus diesem Grund ist das Bildmotiv auf der Vorder- und der Rückseite identisch. Die Schussfäden werden zudem so fest angeschlagen, dass die Kettfäden nicht mehr zu sehen sind. Unter den Tapisserien haben sich vor allem Gobelins einen Namen gemacht. Deshalb wurden die Begriffe Tapisserie und Gobelin mitunter synonym verwendet. In Italien hingegen heißen Tapisserien Arazzi.   

Tapisserien gab es schon in der Antike

Es ist bekannt, dass schon die ersten Hochkulturen Bildteppiche nutzten, um damit ihre herrschaftlichen Sitze, Kultstätten und Zelte zu schmücken. Die Tapisserien dienten repräsentativen Zwecken und sollten die Macht, den Reichtum und das Ansehen des Besitzers unterstreichen. 

Die kostbaren Wanddekore waren aber nicht nur unter weltlichen Herrschern beliebt, sondern wurden sehr gerne auch als Zierde in Kirchen, Klöstern und anderen Sakralbauten verwendet. Ein berühmtes Beispiel hierfür sind die beeindruckenden Bildteppiche in der Hagia Sophia im damaligen Byzanz, die Heldentaten von Kaiser Justinian I. und Szenen aus dem Neuen Testament zeigten. 

In Kirchen dienten Tapisserien zwar einerseits als Schmuck und Zierde, andererseits erfüllten sie aber auch praktische Zwecke. So wurden sie genutzt, um Räume abzuteilen, Gebälk zu verkleiden, Akustikprobleme zu lösen oder kalte Wände zu isolieren. 

Das Mittelalter als Blütezeit der Tapisserien

Der Adel und der Klerus sorgten dafür, dass Tapisserien zu einem echten Trend wurden. Ging ein Herrscher auf Reisen, nahm er seine Wandteppiche sorgfältig verpackt mit. Musste er sich längere Zeit in fremden Gemächern aufhalten, konnte er so den nackten Wänden einen vertrauten Anblick verleihen. Zudem konnte er durch den kostbaren Wandschmuck seinen Wohlstand und seine Bedeutung demonstrieren oder seinen Gastgeber mit einem wertvollen Geschenk beglücken.

Wurden am eigenen Hof Staatsgäste empfangen oder feierliche Zeremonien veranstaltet, wurden die Versammlungsräume und die Festsäle, manchmal sogar wichtige Plätze in der Stadt oder gleich ganze Straßenzüge mit den wertvollen Tapisserien dekoriert. Die großformatigen Bildteppiche wurden an eigens dafür gebauten Holzgerüsten und an Häuserfassaden befestigt, um so einen feierlichen Rahmen zu schaffen. Gleichzeitig sollten sie den Gästen aber auch auf eindrucksvolle Art zeigen, wie wohlhabend ihr Gastgeber war. 

Die Bildteppiche zeigten häufig Motive aus der Mythologie, Kriegsszenen, Heldentaten oder bedeutende Herrscher und Regenten. Aber auch Tapisserien mit religiösen Motiven wurden gerne zur Schau gestellt.   

Tapisserien werden zur Massenware

Ursprünglich waren die meisten Tapisserien Auftragsarbeiten. Der Auftraggeber wendete sich dazu an einen Tapisseriehändler und besprach mit ihm das Format, das Material und die Funktion des Bildteppichs. Anschließend wählte der Auftraggeber einen Maler aus, der das gewünschte Motiv als Bild auf Leinwand malte. Das Gemälde wurde dann in die Wirkwerkstatt gebracht, mit der der Tapisseriehändler zusammenarbeitete, und dort als Bildteppich angefertigt. 

Natürlich hatte ein solcher Wandschmuck seinen Preis und blieb deshalb zunächst dem Adel und den Reichen vorbehalten. Im Laufe der Zeit stellten die Wirkwerkstätten und Tapisseriehändler aber fest, dass sich mit den Wandteppichen durchaus Geld verdienen ließ. Die Bevölkerung wiederum begann, sich für Kunst zu interessieren und hegte zunehmend den Wunsch, eigene Kunstwerke zu besitzen. Damit konnten die Bildteppiche neben dekorativen Zwecken auch didaktische Funktionen übernehmen, beispielsweise indem sie das höfische Ideal darstellten und die Betrachter dazu ermutigen, diesem nachzueifern. 

Im Unterschied zu einem Gemälde boten Wandteppiche zudem einen praktischen Nutzen. Immerhin sorgten sie für eine gewisse Wärmedämmung an kalten Außenwänden und in zugigen Zimmerecken. In der Folge entstanden immer mehr Wandteppiche, die als Massenware billig produziert, dafür aber auch für einfache Leute erschwinglich waren. 

Moderne Tapisserien heute

Nachdem Wandteppiche lange Jahre bestenfalls mit den altmodischen Gobelins in Omas Wohnzimmer in Verbindung gebracht wurden, erleben sie in jüngerer Vergangenheit ein Revival. Neue Materialien, moderne Techniken, zeitgemäße Motive und frische Kompositionen lassen zeitgenössische Tapisserien zu beeindruckenden Kunstwerken werden, die sich hervorragend mit den verschiedensten Einrichtungsstilen kombinieren lassen. 

Ob abstrakte Motive bei einer modernen Einrichtung, Blumenmotive in warmen Farben für den Kolonial-Stil, Wandteppiche im Patchwork-Look beim Landhausstil, edle Wandteppiche aus Seide im asiatischen Stil oder rustikale Tapisserien im Ethno-Look, die Auswahl ist riesig. Und wer Spaß am Selbermachen hat, findet im Fachhandel sogar Bastelpackungen, um sich einen wahrlich einzigartigen Bildteppich selbst anzufertigen.

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